Flechten sind ganz eigenartige Organismen, die zu einem Teil aus einem Pilz und zu einem anderen Teil aus einer Alge bestehen. Es ist immer ein ganz spezieller Pilz, der mit einer ganz speziellen Alge den Flechtenorganismus bildet. Eine solche enge Lebensgemeinschaft, Symbiose genannt, bringt nicht nur eine jeweils spezifische Wuchsform hervor, auch die biologischen Leistungen der Flechtenarten sind einzigartig. Eine besondere Flechte an Buntsandsteinfelsen im Pfälzerwald ist die Nabelflechte Lasallia pustulata. Nabelflechte heißt sie deshalb, weil sie, anders als die vielen Krustenflechten, nicht flächig mit dem Fels verwachsen ist, sondern nur an einer kleinen Stelle im zentralen Flechtenbereich am Fels anhaftet. Lasallia pustulata ist dementsprechend gegenüber Tritt sehr empfindlich und wir finden sie nur an wenig oder gar nicht bekletterten Felspartien. Ausgewachsen bilden Lasallia pustulata tellerförmige Flechtenkörper, die pustelartige Aufwölbungen hervorbringen. Deshalb wird die Art im deutschen Sprachgebrauch auch als Pustelflechte bezeichnet. In den Aufwölbungen reifen Sporen heran, die der Vermehrung der Art dienen. In vielen Bundesländern ist die Pustelflechte sehr selten und gefährdet. In Rheinland-Pfalz gilt sie als ungefährdet und im Pfälzerwald befinden sich möglicherweise die größten Bestände innerhalb Deutschlands. Lasallia pustulata und einige weitere Flechten leben in extremen Lebensräumen, an Stellen wo z.B. Farnpflanzen oder gar Blütenpflanzen kaum noch Lebensgrundlagen vorfinden. So gesehen sind die Flechten wahre Lebenskünstler. In ihrem Gefolge besiedeln wiederum Kleintiere die Felswände, die ohne die Flechten hier nicht existieren könnten. Welche Tiere dies im Einzelnen sind, ist noch weitgehend unerforscht, doch weiß man, dass sich z. B. die Raupen einiger nachtaktive Schmetterlinge von Flechten ernähren.